Wenn Wohlhabende teilen
Im Winter 2024 von Dr. Luis Fuchs
Die Millionenerbin Marlene Engelhorn protestierte beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos mit dem Slogan auf einem Schild: „Tax the rich“ – „Besteuert die Reichen“. Die 31-jährige Österreicherin hat mehr als 27 Millionen geerbt. Von diesem Vermögen will die Germanistik-Studentin 90 Prozent an die Allgemeinheit zurückgeben. Darüber, wer genau die 25 Millionen bekommt, soll ein unabhängiges Gremium mit der Bezeichnung „Guter Rat für Rückverteilung“ entscheiden.
Marlene Engelhorn ist die Urururenkelin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn. Als ihre Großmutter „Traudl“ Vechiatto 2022 verstarb, erbte sie einen Teil des Vermögens, das auf 4,2 Milliarden Euro geschätzt wurde. Mit der Aktion wolle sie ein Zeichen gegen die ungleiche Vermögensverteilung setzen, lässt die Erbin wissen, denn das reichste Prozent der Bevölkerung Österreichs besitze knappe 50 Prozent aller Vermögen. Verantwortlich für diese Diskrepanz sei in Österreich vor allem der Staat, der keine Steuern auf Vermögen und Erbschaften erhebe. Zugleich kämen viele Menschen mit einem Vollzeit-Job nur schwer über die Runden und zahlten für jeden mit Arbeit verdienten Euro die Steuern. „Ich habe für mein Erbe keinen Tag gearbeitet und zahle keinen Cent dafür. Besteuert mich endlich“, fordert die Literaturstudentin.
Es gibt sie also doch, die Betuchten, die auch bereit sind, Hab und Gut mit Minderbemittelten zu teilen. Der britische Musiker Mark Knopfler, ehemaliger Gitarrist und Sänger der „Dire Straits“, wird vom Musikmagazin „Rolling Stone“ zu den 100 besten Gitarristen gezählt. Der Musiker will sich nun von seiner Gitarrensammlung trennen. Mehr als 120 seiner Gitarren kommen beim Londoner Auktionshaus Christie's unter den Hammer. Für eine seltene „Vintage Gibson Guitar“ rechnet das Auktionshaus mit Geboten zwischen 300.000 und 500.000 Pfund. Ein Viertel des Gesamterlöses will der Gitarrist gemeinnützigen Organisationen zur Verfügung stellen.
Mit Benefizveranstaltungen setzen Schöne und Reiche Zeichen der Wohltätigkeit, manchmal nicht ohne sich selbst ins Rampenlicht zu stellen. Der Begriff „Benefiz“ leitet sich vom lateinischen „bene facere“ ab und heißt somit „gut machen“, „Gutes tun“. Arnold Schwarzenegger war kürzlich unterwegs zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung beim Stanglwirt Nähe Kitzbühel. Er hatte vor, seine Luxusuhr der Marke „Audemars Piguet“ im Schätzwert von mindestens 50.000 Euro dort versteigern zu lassen. Allerdings hatte der „Terminator“ Ärger am Münchner Zoll, weil er das Prunkstück nicht angemeldet hatte. Nach Bezahlung einer saftigen Geldstrafe (35.000 Euro) durfte er die Reise fortsetzen und die Uhr mitnehmen. Schlussendlich wurde die Uhr für 270.000 Euro versteigert; der Erlös sollte Klimaprojekten zugutekommen. Genau genommen eine widersprüchliche Aktion: Gutes tun für den Umweltschutz, jedoch ohne „Flugscham“.