Frauengerechte Sprache
Im Winter 2011 von Dr. Luis Fuchs
Neunundvierzig Sängerinnen und ein Sänger sind zusammen fünfzig Sänger. Frauen werden in der gängigen Sprachpraxis vielfach unsichtbar gemacht. Die männliche Dominanz unserer Sprache fällt einem erst bei genauerem Hinsehen auf: So werden Bezeichnungen wie Schüler, Maturant, Magister, Doktor, Meister durchwegs als rein männliche Formen verwendet; weibliche Personen sind darin höchstens „mitgemeint“ und keineswegs geschlechtsspezifisch genannt. Die Forderung nach einer Sprache, die Frauen und Männer gleichermaßen sichtbar macht, wird immer lauter.
Geschlechtergerechte Formulierungen sollten schon einmal bei Anschriften und Anreden Eingang finden: Statt „Familie Anton Huber“ sollte die Anschrift „Familie Elsa und Anton Huber“ oder „Frau Elsa Huber und Herrn Anton Huber“ lauten. Nicht „Sehr geehrte Frau Doktor Ilmer“, sondern „Sehr geehrte Frau Doktorin Ilmer“ ist sie anzureden. Ebenso sind bei Frauen Titel und Funktionsbezeichnungen wie Professorin, Magistra, Primaria, Direktorin, Ingenieurin angebracht.
Die sprachliche Gleichstellung von Frau und Mann kann in Texten durch die Doppel- oder Paarformen ausgedrückt werden. Dafür gibt es vier Möglichkeiten:
- ausgeschriebene Doppelform: Kolleginnen und Kollegen
- Schrägstrich – Doppelform: Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter
- Zusammengezogene Schrägstrichform: Antragsteller/innen
- Binnen - „I“: SteuerzahlerInnen
Allerdings entspricht die Verwendung von einem großgeschriebenen „I“ im Wortinnern nicht den geltenden Rechtschreibregeln. Auch sind Texte, in denen es von Innen nur so wimmelt, schlecht lesbar: Unter LeserInnen und HörerInnen haben sich sogar schon „MitgliederInnen“ verirrt. Als Alternative können auch geschlechtsneutrale Bezeichnungen benutzt werden: Statt „Kunde“ einfach Kundschaft, anstelle von „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ etwa Belegschaft, aus „Lehrern“ werden Lehrende und aus „Studenten“ eben Studierende.