Argwohn
Im Herbst 2010 von Ulrich Ladurner
Deutschland boomt derzeit. 3,3 Prozent soll seine Wirtschaft in diesem Jahr wachsen, Frankreich wird es im Vergleich auf etwas über einen Prozent bringen. Der deutsche Wirtschaftsminister sieht sein Land sogar auf dem Weg zur baldigen Vollbeschäftigung. Das sind gute Nachrichten, doch können sie negative Folgen für Europa haben.
Da ist einmal das ökonomische Argument. Wenn verschiedene Nationalwirtschaften eine gemeinsame Währung – den Euro – haben, dann ist es gut, wenn diese Wirtschaften einigermaßen gleich schnell wachsen. Ungleiches Wachstum kann nämlich den Euro unter Druck setzen. Alle sollten in etwa gleich stark oder gleich schwach sein. Die Schuldenkrise Griechenlands in diesem Sommer hat dies gezeigt. Alle anderen Staaten mussten den Griechen zu Hilfe eilen, ansonsten wäre der Euro in ernsthafte Gefahr geraten. Die Europäer mussten alle für die Schwäche Griechenlands büßen, auch wenn nicht alle Fehler gemacht hatten. Die europäischen Staaten gaben Garantien über 750 Milliarden Dollar ab. Den Löwenanteil übernahm naturgemäß der ökonomisch stärkste Staat: Deutschland. Der deutsche Steuerzahler haftete für einen eventuellen Totalausfall Griechenlands.
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel peitschte ein entsprechendes Gesetz im Eilverfahren durch den Bundestag. Damit ging sie ein hohes Risiko ein. Denn in Deutschland – wie auch im Rest Europas – war die Hilfe für Griechenland keineswegs populär.