„Und doch lebt Andreas Hofer fort!“
210. Gedenktag eines Landeshelden
Im Winter 2020 von Dr. Elfriede Zöggeler-Gabrieli
Die Person Andreas Hofer findet in der Literatur mannigfach idealisierte Darstellungen. Zahlreiche Schriftsteller beschrieben ihn aus jenem historischen Blickwinkel, der der jeweiligen Zeit dienlich war. So verherrlichte ihn Anton Graf Bossi-Fedrigotti 1935, ganz im Sinne der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, als „die letzte lebendige Heldengestalt der deutschen Nation“. Zudem wird er zweckdienlich als Werbeträger in unterschiedlichster Form eingesetzt: Ihm zum Ehren wurden Museen, Denkmale und Gebäude errichtet; er ist Namensgeber für Plätze und Straßen, Schokolade, Tassen, Bier, T-Shirts, Filme, Theaterstücke, Comics, Gedenkmünzen usw.
Vorgeschichte
Andreas Hofer wurde 1790 zum Abgeordneten in den Tiroler Landtag berufen. Als Schützenhauptmann und späterer Vertrauter Erzherzog Johanns setzte er sein Geschick gegen die Franzosen ein.
Nachdem Napoleon 1796 zum Oberbefehlshaber der französischen Armee in Oberitalien ernannt wurde, gelang es diesem zwar, die österreichischen Truppen in einem kurzen Kampf zu besiegen, das Tiroler Aufgebot leistete jedoch einen erfolgreichen Widerstand, weshalb er unverrichteter Dinge aus dem Etschtal abziehen musste. Einer der Kämpfe fand bei Bozen statt, wo der Passeirer Sandwirt als Hauptmann eine der Passeirer Schützenkompanien anführte.
Im zweiten Koalitionskrieg (1799-1802) stießen die Franzosen über Graubünden nach Tirol vor. Unter Hofers Kommando machten sich Kompanien aus dem südlichen Tirol auf den Weg nach Innsbruck, um die Abwehr zu unterstützen. Trotz ihres tapferen Einsatzes konnten die Tiroler Schützen die Abtretung Tirols an das mit Frankreich verbündete Bayern nicht verhindern. Besiegelt wurde dies durch die „Drei-Kaiser-Schlacht“ bei Austerlitz am 2. Dezember 1805, bei welcher Napoleon, neben den Russen, auch die Österreicher besiegt hatte. Der französische Kaiser versprach daraufhin den Bayern, zum Ausgleich ihrer Gebietsverluste, Tirol und weitere Gebiete. Mit dem Friedensvertrag von Preßburg (16.12.1805) musste Österreich einwilligen,
Tirol und Vorarlberg an Bayern abzutreten. Dennoch standen französische und sächsisch-thüringische Truppen in Tirol, denn die Franzosen hatten sich in der Regierung und in militärischen Dingen den „Oberbefehl“ vorbehalten.
Schicksalsjahre 1809/10
Entscheidend für den Tiroler Volkshelden war das Jahr 1809, in welchem Andreas Hofer als Landeshauptmann der Tiroler Schützen den Aufstand gegen Napoleon führte. Gleichzeitig hatte er sich, aufgrund der siegreichen Gefechte und der drei erfolgreichen Bergisel-Schlachten, den Franzosenkaiser zum persönlichen Feind gemacht. Die weitreichenden und hochfliegenden Pläne Napoleons sollten durch keinen hinter seinem Rücken initiierten Bauernaufstand durchkreuzt werden, schon gar von keinem, der Truppen vereinte und möglicherweise über seine Grenzen hinaus wirkende Folgen haben und dabei womöglich den wichtigen Weg nach Italien blockieren könnte. Als sich Hofer – angestachelt durch den Kapuzinerpater Joachim Haspinger – am 11. November 1809 jedoch ein weiteres Mal überreden oder gar zwingen ließ, den Kampf wieder aufzunehmen und fortzusetzen, loderten erneut Gefechte im Land auf.
Anlässlich des Gedenkjahres 2009 hat Renato des Dorides einen ausführlichen Beitrag über die Ereignisse von 1809 am Küchelberg bei Meran verfasst, wobei er diese als überlieferte „kleine Bergiselschlacht“ schildert. So seien im gesamten Gebiet des Küchelbergs bei Meran und insbesondere am Segenbühel in den Tagen vom 14., 15. und 16. November 1809 an die 1.500 Grenadiere und einige Offiziere und Unteroffiziere im Kugelhagel der Tiroler Schützen und Landesverteidiger gefallen, wobei viele erschlagen und erstochen wurden, da das Schießpulver, witterungsbedingt durch Schnee und Regen, zum Teil unbrauchbar war.
Als nach der vierten Bergiselschlacht und weiteren Gefechten im Land der Tiroler Aufstand zusammenbrach, musste Hofer fliehen, worauf nach ihm und seinen Gefährten gefahndet wurde. Am 28. Januar 1810 konnte man ihn auf der „Pfandler Alm“ im Passeiertal dingfest machen. Der bayrische Divisionsgeneral Reichsgraf von Erlon gab die Festnahme in Innsbruck bekannt: „Der Andrä Hofer wurde soeben durch Truppen Sr. Majestät, des Kaisers der Franzosen, welche Südtirol besetzt halten, aufgefangen.“
100 französische Militärgendarmen waren aufgeboten, um Hofer zu ergreifen. Sie brachten ihn zunächst nach Meran in den Gasthof „Grafen von Meran“, wo er am selben Tag von General Hùard verhört wurde, bevor man ihn am darauffolgenden Morgen in das Gefängnis von St. Afra in Bozen überstellte. Tags darauf machte man sich mit ihm auf den Weg nach Mantua. Am 5. Februar 1810 betrat er dort den Al-Vaso-Turm am Mühlendamm bei der Porta Nuova. Nach weiteren 14 Tagen, am 19. Februar, begann die Gerichtsverhandlung, und zwar in französischer Sprache. Nach wenigen Stunden wurde das Urteil einstimmig beschlossen, die Hinrichtung „innert 24 Stunden zu vollziehen“.
Am 20. Februar 1810, um 2 Uhr morgens, eröffnete General Bisson dem Verurteilten das in dessen Abwesenheit gefällte Todesurteil und fünf Stunden später wurde ihm mitgeteilt, dass er innerhalb kurzer Zeit zur Erschießung gebracht werde. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Innsbrucker Hofkirche, in welcher seine Leiche 1823 beigesetzt wurde.
Der langjährigen Tradition verbunden, werden nicht nur die Meraner Schützen auch heuer am Todestag dieses Tiroler Freiheitshelden gedenken.
100 Jahre Enthüllungsfeier Andreas-Hofer-Denkmal in Meran
In Meran erinnert, neben weiteren Zeugnissen, die große Bronzefigur, die sich gegenüber des Bahnhofes befindet, an Andreas Hofer. Für den Entwurf zeichnete der akademische Bildhauer Emanuel Pendl (1845-1927) verantwortlich, der unter anderem auch die Riesenstatue, eine allegorische Darstellung der Justitia, für den Justizpalast in Wien vollendet hatte. Die Denkmalidee kam bereits 1895 auf, auch der Standort am Segenbühel (Küchelberg) stand damals im Gespräch.
Entschieden hat man sich dann aber für den alten Bahnhofsplatz (heutige Mazziniplatz) und auch das Jubiläumsjahr 1909 schien für eine entsprechende Feier geeignet. Da aber die Finanzierung nicht gesichert war und auch der Standort erneut in Frage gestellt wurde, schob man das Vorhaben immer wieder hinaus, bis man sich schließlich auf den Herbst 1914 einigte, gerade passend zum 100-jährigen Bestehen der Wiedervereinigung Tirols mit Österreich. Der inzwischen ausgebrochene Krieg sowie die mangelnden Geldmittel für die Bezahlung des Künstlers führten wohl dazu, dass die Enthüllungsfeier des Andreas-Hofer-Denkmals erst 1920 durchgeführt werden konnte.