Erwin Pirpamer und seine summenden Helfer
Im Herbst 2021 von Eva Pföstl
Sie nehmen eine Schlüsselrolle in der Natur ein: die Bienen. Die kleinen, summenden Insekten sind elementar für unser Ökosystem, indem sie Pflanzen bestäuben und das Wachstum von Blüten und Früchten fördern. 2021 war eines der schlechtesten Honigjahre. Grund genug für uns, einen Imker aus der Gegend zu besuchen. Erwin Pirpamer geht seit vielen Jahren dem Hobby nach. „Bienen kann man nicht von heute auf morgen verstehen. Das ist ein Prozess. Das Wissen habe ich mir nach und nach angeeignet“, erklärt uns der 60-jährige Passeirer, der in Dorf Tirol lebt.
Seine Liebe zu den Bienen, seinen wunderbaren Lebewesen, treibt ihn bereits seit Jahrzehnten mit Neugier und Faszination in seiner Tätigkeit voran. Ins Imkermetier ist er regelrecht hineingerutscht, als er die Bienen nach dem Tod von seinem Vater übernahm. Bereits sein Großvater, ein alter Bauerndoktor im Passeiertal, der im 1. Weltkrieg in der Heimat bereits für tot erklärt wurde und dann nach 7 Jahren Gefangenschaft in Russland ins Passeiertal zurückgekommen ist, hat in ihm die Liebe zu den Bienen geweckt. „Ich habe diese Tätigkeit eigentlich nicht gesucht, wurde dann aber nach dem Tod meines Vaters voll vom Bienenvirus erwischt und führe die Familientradition weiter“, verrät er.
Erwin arbeitet hauptberuflich im Lebensmittelsektor. Nebenbei widmet er sich mit Leidenschaft der Imkerei – als Naturmensch die ideale Beschäftigung: „Meine Bienenkästen befinden sich direkt am Wald im hinteren Passeiertal. Es ist ein wahrer Ausgleich zum Alltag. Das Hobby ist ganz entspannt und macht keinen Stress.“ Er liebt die Arbeit im Freien, das Zusammenspiel der Bienen mit der Natur. „Das zu beobachten, ist sehr spannend“, sagt er über seine Motivation. An den Bienen selbst fasziniert ihn das Zusammenspiel der Königin und der tausenden Arbeiterinnen. „Es sind halt viele Frauen, darum funktioniert es so gut“, scherzt Erwin.
Besonders wichtig sei ihm die artgerechte Haltung, sagt der Bio-Imker. Viel Wert legt er dabei auf den natürlichen Erhalt der antiken Alpenbiene – der Carnikabiene – möglichst ohne große Eingriffe in das Leben der sanftmütigen Honigsammlerinnen. Ihm geht es nicht um die größte Ausbeute, sondern um die Qualität des Honigs. Dabei hat er ein besonderes Auge auf die möglichst natürliche Lebensweise der Insekten. Er weiß um die Schwierigkeiten, mit denen die Bienen heutzutage zu kämpfen haben. „Die großen Monokulturen und der Chemieeinsatz auf unseren Feldern sind verantwortlich für das Bienensterben. Auch der Klimawandel hat Auswirkungen“, sagt er. Besonders im Winter wird durch schwankende Temperaturen die Winterruhe der Bienen gestört. Sobald das Thermometer auf über 10 °C steigt, fliegen die ersten Bienen los, finden jedoch meist keine Blüten. Wenn sie aufgrund längerer Wärmeperioden in den Wintermonaten sogar weiter Brut pflegen, schwächt das die Völker zusätzlich, denn sie können nur durch Verzehr ihrer Futtervorräte die nötige Brutnesttemperatur von ca. 35 °C erzeugen. Sobald es wieder kalt wird, verlangen ihnen die Temperaturschwankungen eine enorme Heizleistung ab. Das kostet die Völker unnötig Energie. In milden Wintern brüten die Bienen das ganze Jahr über. Dies begünstigt die Entwicklung und Vermehrung der Varroamilbe, weil sich diese zusammen mit der Bienenbrut in den Brutzellen dann auch im Winter vermehrt. So können zusätzlich mehrere, immer größer werdende Varroamilbengenerationen entstehen.
„Genauso wie die Äpfelproduktion auf immer höhere Gebiete verlegt wird, finden wir auch Bienen in immer höheren Lagen. Auch ist dies ist dem Klimawandel geschuldet“, unterstreicht er.
Erwin Pripamer hat zwischen 3 und 10 Völker pro Jahr in seinen Bienenstöcken und jedes Bienenvolk produziert im Jahr ca. 20 bis 30 kg Honig. Heuer wurde aber insgesamt bis zu 70 Prozent weniger Honig produziert als in normalen Jahren. Und daran sind nicht nur die vielen Hagel- und Starkregenfälle schuld. Schon der Frühling 2021 war zu lang und zu kalt. Bei zu kühler Temperatur können die Bienen nicht fliegen und die wenigen Blüten geben bei Kälte weniger Nektar ab, sondern nur Pollen. Ein Hunger-Frühling für Bienen, bestätigt Pirpamer: „Wegen des vielen Regens gab es nur kurze Blühphasen, in denen die Bienen gerade mal so viel sammeln konnten, dass sie die nächsten Regentage überstehen konnten.“ Die Starkregen haben die Blüten regelrecht abgedroschen. Mehr noch: Vielerorts mussten Imker zum Teil zufüttern.