„Pädagogen statt Polizei in den Schulen“
Im Winter 2024 von Robert Asam
Der Meraner Bürgermeister und seine Stadtregierung sind um unsere Sicherheit besorgt. Deshalb wird jetzt auf Nachbarschaftskontrolle gesetzt. Wir sollen nicht die Helden spielen, sagte der Bürgermeister, nur beobachten. In Kaltern hat die Lederhose mit Bart ein ähnliches Projekt auf die Beine gestellt. Dort heißt es Bürgerwehr. Die Polizeistreitkräfte spielen offensichtlich nur mehr eine Nebenrolle, wenn es um öffentliche Sicherheit geht. Und gegen Gewaltakte an den Schulen will die Regierung Meloni laut Ankündigung des Bildungsministers Sicherheitspersonal einsetzen. Merans Bürgermeister setzt diesem Plan noch einen drauf und eine Stadtpolizistin in eine Schule. Die Beamtin bezieht eine mietfreie Wohnung in der Segantini-Mittelschule, die im Vorjahr zweimal unter Wasser gesetzt wurde. Die Täter wurden bisher nicht ausgeforscht. Das nur so nebenbei. Alle diese Maßnahmen kommen einer Bankrotterklärung gleich. Die meisten von uns halten auch ohne behördlich genehmigte Wachsamkeitszertifikate die Augen offen und sind intelligent genug, Auffälligkeiten von alttäglichen Vorgängen zu unterscheiden. Und wenn jemand eine Wohnung über den Balkon betritt, wählt man den Notruf. Mit oder ohne Nachbarschaftskontrollausweis. Es kann natürlich sein, dass dieser jemand unser Nachbar ist und den Schlüssel vergessen hat. Eine Polizistin in eine Schule einzuquartieren, weil dort zweimal jugendliche Chaoten gewütet haben, ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Wenn ich nicht völlig falsch liege, gibt es in Meran mehr als nur eine Schule. Zum Glück gibt es auch Stimmen, die sich wohltuend abheben von diesem und ähnlichem Aktionismus und dem ständigen Ruf nach mehr Polizei und härteren Strafen. Eine solche Stimme ist jene des Landesbildungsdirektors Gustav Tschenett, der an die Schulsozialpädagogen erinnert und möchte, dass „die Gesellschaft agiert anstatt immer nur reagiert“. Das Tagblatt „Dolomiten“ hat es mit ihrem Titel „Pädagogen statt Polizei an den Schulen“ auf den Punkt gebracht. In der Schule fängt die Integration von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund an und wird das Verständnis für ein Miteinander geweckt, was übrigens auch dem Nachwuchs ohne Migrationshintergrund zugutekäme. 72 Schulsozialpädagogen gibt es in Südtirol. Wie viele Schulen gibt es denn insgesamt? Aber vielleicht spart die neue Landesregierung ein bisschen mit Beiträgen für neue Seilbahnprojekte und nicht mehr wettbewerbsfähige Skigebiete und investiert in das Bildungssystem und in einen zeitgemäßen Lehrplan. So gesehen, eine interessante Aufgabe für den alten und neuen Bildungslandesrat. Und die Stadt Meran könnte dann ihrer Schulaufsichtspolizistin wieder mehr Freizeit gestatten und die mietfreie Wohnung einem Hausmeister übergeben, der ja ab und zu auch in der Schule zu tun hat.