Was man vor der Wahl nicht wissen konnte
Im Herbst 2023 von Robert Asam
Die Zeit vor Wahlen ist spannend und voller Überraschungen. Die Wahl selbst ist noch spannender und manchmal auch überraschender. Aber am spannendsten und überraschendsten ist die Zeit nach der Wahl. Da erfährt man Dinge, die man vor der Wahl nicht für möglich gehalten hätte oder eben nicht wissen konnte.
So war vor den Wahlen – nur so, als Beispiel – nicht bekannt, dass dieser völlig nutzlose Wald im Überetsch dem Bau eines überlebenswichtigen Speicherbeckens im Weg steht. Die üblichen grünen, realitätsfernen Umweltschützer glauben tatsächlich, dass es Alternativlösungen für dieses Projekt geben müsste. Die Frage ist doch, ob die Obstbauern in Kaltern auch noch ein Speicherbecken brauchen, wenn sie schon einen See haben.
Anderes Beispiel: In Ulten wusste man vor den Wahlen nicht, dass die Alperia ein Pumpspeicherwerk bauen will, um den Zoggler-Stausee mit dem Arzker-Stausee zu verbinden. Jetzt sind die Ultner beleidigt, weil man ihnen das vorher nicht gesagt hat. Weil, liebe Ultner, so ein Projekt über Nacht entsteht. Von heute auf morgen. Vielleicht sollte das aber auch eine Überraschung sein. Die Ultner haben ja auch nicht gesagt, dass sie am liebsten die Lederhose mit Bart wählen. So ist das im Leben: Manchmal überrascht man die Welt, dann wird man selbst überrascht.
Was mich persönlich überrascht hat, ist die Tatsache, dass man sich als Landtagskandidat (auf die weibliche Form kann ich in diesem Fall verzichten) dem Wahlvolk zur Verfügung stellt, aber im Grunde genommen gar nicht in den Landtag will. Außer man(n) wird Landesrat. Auch in diesem Fall bzw. in diesen Fällen konnten die Betroffenen erst hinterher wissen, was sie wirklich wollen, nämlich in der Landesregierung sitzen und nicht im Landtag herumsitzen. Das ist so, als würde der Bräutigam einen Tag nach der Hochzeit die Scheidung einreichen, weil er erfahren hat, dass die Familie der Ehefrau kein Geld hat.