Die Leidtragende ist die einheimische Bevölkerung, denen die Weine in der Gastronomie zu teuer werden.
Vielleicht wäre es angebracht, dagegen etwas zu unternehmen.
Im Herbst 2021 von Eva Pföstl
MS: Was ist vom diesjährigen Jahrgang 2021 zu erwarten?
U. Piccolruaz: Ich erwarte mir vom heurigen Jahrgang sehr viel, auch wenn ich mit meinen Aussagen vorsichtig bin, da die Roten Sorten noch nicht im Keller sind. Die schönen Spätsommer- und Herbsttage, die warmen Tagestemperaturen und die Ende August ungewöhnlich kühlen Nächte haben es ermöglicht, dass wir Trauben ernten konnten, die hohe Zuckergradationen bei zugleich hohen Säurewerten aufweisen. Bedingungen, die ich noch nie erlebt habe. Die Voraussetzungen sind also gegeben, dass es sehr spannende, aromastarke, gehaltvolle, rassige und auch langlebige Weine geben wird.
MS: Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Weinkultur aus?
U. Piccolruaz: Der Klimawandel stellt uns vor neue Herausforderungen. Nicht nur die steigenden Temperaturen sind Folgen des Klimawandels, sondern auch häufiger auftretende Frostnächte während des Austriebes, extreme Niederschlagsmengen, Hagel, Trockenheit und neue Rebkrankheiten und Schädlinge. Wir werden lernen müssen darauf zu reagieren. Das Versuchszentrum Laimburg spielt dabei eine wichtige Rolle. Versuchsprojekte, wie Weinbau in höheren Lagen, spätreifende Sorten für die Tallagen, Wasserhaushalt, Schnittversuche zur Reifeverzögerung, weniger Entblättern u.a sollen helfen, in Zukunft Lösungen zu finden.
MS: Weshalb wird sowohl bei Weiss- als auch bei Rotweinen der Alkoholgehalt stetig nach oben entwickelt?
U. Piccolruaz: Der angestiegene Alkoholgehalt in den Weinen ist nur bedingt gewollt. Als ich in den 90er-Jahren begonnen habe an der Laimburg Wein auszubauen, waren die Herbste oft sehr regnerisch und kühl. Geerntet wurden größere Mengen und bis zu 2 Wochen später im Vergleich zu heute. Dies hatte zur Folge, dass die Trauben oft nicht vollständig reif waren, der Alkoholgehalt war dementsprechend niedriger. Heute ist das anderes. Wärmere Temperaturen, niedere Erträge, optimale Reife und frühere Ernte führen zu höheren Zuckergradationen und in Folge zu hohen Alkoholwerten. Die Herausforderung für den Kellermeister ist es, zum richtigen Zeitpunkt zu ernten, um das Gleichgewicht zwischen Struktur, Alkoholgehalt und Frische (Säure) beizubehalten.
MS: Der Weintrinker ist irritiert über die verschiedenen Verschlüsse. Drehverschluss, Korkeichenzapfen, Glaszapfen und Kunststoffzapfen. Besteht eine Empfehlung, welche Verschlüsse zu welchen Weinen passen?
U. Piccolruaz: Alternative Verschlüsse zu Naturkorken haben in den letzten 10–15 Jahren stark zugenommen, um vor allem im Billigsegment und im Export die Probleme mit dem „Korkgeschmack“ zu vermeiden. Mittlerweile gibt es aber genug Betriebe, die ihre besten Weine mit Drehverschluss, Glas oder technologischem Korken verschließen. Dass dies irritiert, kann ich verstehen. Eine Empfehlung, welcher Verschluss zu welchem Wein passt, gibt es nicht. Ich kann aber beruhigen, die Kellerei ist stets bemüht, das Beste für seinen Wein zu tun. Jeder Verschluss hat seine Vorteile und es ist die Aufgabe des Kellermeisters zu entscheiden, welchen Verschluss er wählt. Der Kunde kann also davon ausgehen, dass der verwendete Verschluss für den jeweiligen Wein der richtige ist.