Hitzefrei
Im Sommer 2023 von Robert Asam
Der „Stadtanzeiger“ hat seine Sommerpause ohne Hitzschlag überstanden. Das ist nicht selbstverständlich, weil der Sommer überhaupt nicht daran gedacht hat, eine Pause zu machen. Ganz im Gegenteil: In der zweiten Augusthälfte hat uns der Sommer noch einmal ordentlich eingeheizt. Die Schuljugend hat es gut und darf im Sommer Ferien machen. Und wenn es während des Schuljahres zu heiß wird, dann gibt es vielleicht auch hitzefrei. Auf Politiker/-innen hingegen nimmt niemand Rücksicht. Die müssen Rede und Antwort stehen, egal welches Hoch uns gerade Rekordtemperaturen beschert. Vor allem, wenn Landtagswahlen anstehen. Dann müssen Parteichefs und Chefs ohne Partei zum Sommergespräch antreten, mit dem das Fernsehen das Sommerloch füllt. Da erfahren wir dann von einem bärtigen Mann in Lederhosen, dass er am 22. Oktober die absolute Mehrheit erhält. In Afing sitzt ein beleidigter Ausgegrenzter, der allen Ernstes glaubt, er sitzt ausgegrenzt in Afing, weil er eine kritische Meinung hat. Er weiß natürlich, dass dem nicht so ist, aber er hofft, dass viele Menschen das glauben und ihn dann wählen. Dem SVP-Obmann kleben die Haare am Kopf, was aber nichts mit der Hitze zu tun hat, sondern mit seiner Frisur. Hitzebedingt ist da schon eher die Aussage zu einer möglichen Koalition mit Fratelli d’Italia. Die gibt es nur, wenn alle Forderungen der SVP erfüllt werden. So hat er es natürlich nicht gesagt, aber darauf läuft es hinaus. Sie merken schon, liebe Leserinnen und Leser, bei Temperaturen von mehr als 30 Grad sollten Politikerinnen und Politiker die Hitzewarnungen befolgen: Viel trinken, im Schatten bleiben und den Mund halten. Das gilt nicht für Reinhold Messner. Sonst müsste ein Journalist nicht eigens bei schweißtreibenden Temperaturen nach Sigmundskron fahren, um ihn zu fragen, was er vom Sommertourismus hält. So erfahren wir, dass Südtirol Gefahr läuft, ohne Bergtourismus ins Mittelalter zurückzufallen. Schluderns muss Messner schon vor Jahren vorgewarnt haben. Seither wird dort einmal im Jahr der Rückfall ins Mittelalter geprobt. Sollte sich die Prophezeiung bewahrheiten, müssen wir wenigstens keine Angst mehr vor zu vielen Touristen haben. Welcher Tourist will schon seinen Urlaub im Mittelalter verbringen? So gesehen würde das Sprichwort „Selten ein Schaden ohne Nutzen“ wieder einmal seine Gültigkeit beweisen. Andererseits hat uns Herr Messner auch beruhigt und verraten, dass Overtourismus nur ein Modewort ist. Allerdings sind auch Sommergespräche nur eine Mode und doch irgendwie real. Jetzt aber ist der Sommer vorbei, und ab sofort kann sich niemand mehr darauf hinausreden, er habe etwas in der Hitze des Gefechts gesagt.