Der Friedhof Maria Trost - ein Fenster der Geschichte von Mais
Im Herbst 2012 von Dr. Walter Egger
Friedhöfe sind Orte gemeinsamer Erinnerung; an den Gräbern gedenken Angehörige, Bekannte und Freunde ihrer Verstorbenen. In historischer Hinsicht sind Friedhöfe aber mehr als eine Stätte der Familientradition oder der Trauer. Die alten Grabmale, nicht selten von Efeu überwachsen und ihre Schrift kaum noch lesbar, stehen da als Zeugen vergangener Generationen.
Der Friedhof Maria Trost ist ein solch historischer Ort, wo altehrwürdige Grabplatten durch ihre Inschriften zu den Lebenden sprechen und bruchstückhaft die Geschichte der Dorfgemeinschaft von Mais ins Gedächtnis rufen. Nebeneinander finden sich hier Grabzeichen von Adeligen und Geistlichen, von Bürgern und Bauern. Viele stammen aus dem 19. Jahrhundert, einige wurden vom alten Stadtfriedhof bei der Heilig-Geist-Kirche hierher gebracht, als dieser Ende 1939 eingeebnet und zum Marconipark umgewandelt wurde. Der uralte Maria-Trost-Friedhof, der 1901 endgültig aufgelassen wurde, verwahrloste im Laufe der späteren Jahrzehnte mehr und mehr, bis 1987 ein Arbeitskreis von Ober- und Untermaiser Heimatpflegern und Schützen mit Beratung von Arch. Albert Torggler umfassende Instandsetzungsarbeiten durchführen ließ. Dabei trat die geschichtliche Bedeutung des Ortes wieder offenkundig zu Tage. Der an der Nordseite gelegene Teil wurde in den letzten zwei Jahren unter der Leitung von Arch. Stefan Pur neu und ansprechend gestaltet.
Grabmale von bekannten Persönlichkeiten, für deren letzte Ruhestätte niemand sorgt, sollen auch künftig im Friedhof Maria Trost einen würdigen Platz finden und der Nachwelt erhalten bleiben.
Grabstein des Carl Jacob von Planckhenstain
Doktor beider Rechte (d.h. des Zivil- und Strafrechtes), Rechtsfreund für Arm und Reich, gest. MDCCLVIIIIII = 1761. [+ 10.2.1761 laut Sterbebuch]
P. Kasimir Schnitzer (1773-1838)
P. Kasimir Schnitzer, gebürtig von Innsbruck, wurde 1808 zum Pfarrer von Mais berufen, wo er 30 Jahre lang bis zu seinem Tode wirkte. Anlässlich der Kämpfe von 1809 setzte er sein Ansehen ein, um möglichst beruhigend auf die erregten Gemüter einzuwirken. Im Notjahr 1816 sorgte er sich besonders um die Armen in der Gemeinde. Im Jahr 1836, als in Mais 162 Menschen an Cholera starben, war der Pfarrer ungeachtet der Ansteckungsgefahr Tag für Tag unterwegs, um an den Krankenbetten Trost zu spenden. Als Verfasser der „Annales Maisenses“ nimmt er in der Literatur zur Ortsgeschichte einen bedeutenden Platz ein.
Familie Wolf
Die Eltern von Karl Wolf sowie dessen Gattin wurden im alten Städtischen Friedhof bei der Heilig-Geist-Kirche bestattet. Karl Wolf, der bekannte Gründer der Meraner Volksschauspiele, starb in der „Villa Frühlingsheim“ [heute Manzonistraße 3, 5, 7] und wurde im damals neuen Meraner Stadtfriedhof beigesetzt, wo er ein Ehrengrab der Gemeinde erhielt. Die abgebildete Grabplatte wurde 1939 anlässlich der Auflassung des Friedhofes bei der Heilig-Geist-Kirche nach Maria Trost gebracht.
Felix Raffeiner (1848-1894)
Lehrer Felix Raffeiner kam 1870 nach Mais, wo er als Schulleiter, Organist und Chorregent bis zu seinem Tode wirkte. Zugleich war er Lehrervertreter im Bezirksschulrat, vieljähriges Mitglied der Gemeindevertretung in Obermais, Gründer der Musikkapelle der dortigen Freiwilligen Feuerwehr sowie viele Jahre hindurch auch Gemeindesekretär. Sein Sohn Johann wurde ebenfalls Lehrer und Organist in Mais.
Dr. Karl Grabmayr von Angerheim (1848-1923)
Karl von Grabmayr, geboren in Bozen, ist einer unserer bedeutendsten Politiker des letzten Jahrhunderts. 1885 ließ sich der Meraner Rechtsanwalt die Villa Angerheim am Winkelweg erbauen. 1892 wurde er in den Tiroler Landtag, 1897 in den Reichsrat gewählt. 1901 ernannte ihn der Reichsrat zum Obmann des Verfassungsausschusses. 1906 ließ er die Anwaltskanzlei in Meran auf und übersiedelte nach Wien, um sich voll der Politik zu widmen. Er begründete das Tiroler Grundbuch und das Höferecht. 1913 berief ihn der Kaiser zum Präsidenten des Reichsgerichtes. 1918 wurde er Präsident des Verwaltungsgerichtshofes. Der Kaiser verlieh ihm den Adelstitel „von Angerheim“. Große lokale Bekanntheit erwarb er sich als Begründer der „Meraner Calville-Export-Gesellschaft“, deren Sitz sich an der heutigen Grabmayrstraße befand.
Gruft für Erzherzog Ferdinand Karl (1868-1915) und Berta Burg (1879-1979)
Am 10. März 1915 starb in München Erzherzog Ferdinand Karl, Besitzer von Schloss Rottenstein und Rosenstein in Obermais. Seit seiner Verehelichung mit Berta Szuber trug er den bürgerlichen Namen Ferdinand Karl Burg. Er wurde zunächst im Untermaiser Pfarrfriedhof bestattet, bis er drei Jahre später in der mittlerweile neu errichteten Gruft in der Maria-Trost-Kirche seine letzte Ruhestätte fand. An seiner Seite wurde 1979 auch die Gemahlin Berta Burg beigesetzt. Die Gruft, die am 26. September 1918 feierlich eingeweiht wurde, ist über eine Außentreppe erschlossen. Der Überbau zeigt eine prachtvolle Fassade aus weißem Laaser Marmor: Der Raum, wo die zwei Sarkophage stehen, liegt unter dem gotischen Chor genau in der Mittelachse der Kirche.
Anton Innerhofer, Priglbauer
Anton Innerhofer kaufte 1808 das Puns- oder Priglbauergut in Obermais. Drei Söhne – so schreibt Beda Weber – unterstützten den Vater in allen Feldarbeiten mit eben so viel Fleiß als Geschicklichkeit. In den Nebenstunden übten sie sich ohne alle fremde Anleitung in mechanischen Versuchen. Der Älteste, Anton Innerhofer, brachte es zur rühmenswerten Fertigkeit im Schnitzen hölzerner Gerätschaften, im Drechseln, im Verfertigen von musikalischen Werkzeugen, Feuerspritzen, Flinten, u. dgl. Der Zweitgeborene stand seinem älteren Bruder helfend zur Seite. Der Dritte widmete sich der Landarbeit. Aber alle drei brachten es autodidaktisch zur Fertigkeit in der Kirchenmusik. Anton Innerhofer verkaufte 1841 das Priglbauergut um 15.000 Gulden an Dr. med. Bernhard Mazegger, der hier eine Pension und Kaltwasserheilanstalt, die erste Kureinrichtung in Meran-Mais, errichten ließ (heute: Villa Mazegger und Freihof).
Gedächtniskapelle
Die Armen-Seelen-Kapelle, die einst als Beinhaus gedient hat, wurde 1987 von Schützen und Heimatpflegern gründlich restauriert und dem Gedächtnis der Gefallenen von 1809 gewidmet. Ein schlichte Holztafel erinnert an die Namen der Toten, die Mais infolge der Kriegshandlungen zu beklagen hatte.
Rudolf von Planta (1570-1638) mit Gemahlin Margareth Travers von Ortenstein
Ritter Rudolf von Planta aus Graubünden erwarb zunächst Schloss Rametz und dann Schloss Greifen, das heute nach ihm Schloss Planta genannt wird. Er starb 1638 in Rametz, nachdem ihm seine Gemahlin vorangegangen war. Sein Grabmal in Sandstein steht heute an der Wand der Gedächtniskapelle; schade, dass es zusehends verfällt. Die lateinischen Inschrift unter dem Allianzwappen lautet in deutscher Übersetzung: „Hier liegt der hochwohlgeborene Herr Rudolf Planta von Wildenberg und Rametz, goldener Ritter, des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Leopold von Oesterreich glücklichsten Gedenkens gewesener Rat, Hauptmann von Tarasp, Statthalter im Veltlin und Unterengadin, zusammen mit seiner süßesten Ehefrau Margaritha Planta geb. Traverza von Ortenstein, der am 10. März 1638 verschied. Ihre Seelen mögen im Herrn ruhen. Amen“
Grabkreuz für den Grafen Stenbock aus Estland (1834-1861)
Graf Erich Stenbock starb am 15. April 1861 im Schloss Rottenstein an einem organischen Herzfehler im Alter von 26 Jahren. Ein Jahr nach seinem Tod veräußerte die Gattin Gräfin Lucy geb. Frerichs das Schlossgut Rottenstein an die Gräfin Anna von Meran, die Witwe Erzherzog Johanns.