Weihnachtsfrieden oder … alles, was recht(s) ist
Im Winter 2023 von Robert Asam
Ein friedliches Jahr liegt hinter uns. Zumindest hinter mir und meiner Frau*. Wir haben uns nicht gestritten. Also, nicht nie, aber nicht oft. Und wenn, dann waren es Lappalien. Weil ich zu viel Brot gekauft habe (wer soll das alles essen?), oder weil sie den Autoschlüssel immer in irgendeiner Tasche vergisst und nicht auf die Anrichte legt (wo ist der Autoschlüssel?). Ich kaufe nicht oft zu viel Brot, also nicht so oft wie ich den Autoschlüssel suche. Wäre schlimm, wenn wir nicht wüssten, worüber wir uns unterhalten sollen.
An Gesprächsstoff hat es auch unserer Stadtregierung nicht gefehlt, die ebenfalls ein erstaunlich friedliches Jahr hinter sich hat. Es ist ja nicht viel passiert, außer diese blöde Geschichte mit der Standseilbahn, die jetzt vor Weihnachten – ausgerechnet vor Weihnachten! – dazu beigetragen hat, dass der Frieden etwas brüchiger geworden ist. Aber das liegt in der Natur der Sache. Vor Weihnachten sind wir alle gestresst und werden dünnhäutiger. Da genügt es, wenn jemand auf der falschen Veranstaltung herumsteht, und schon ist der Teufel los. Dann rügt der Bürgermeister seine Stellvertreterin, der Gruppensprecher (SVP) daraufhin den Bürgermeister, der Koalitionspartner (Civica) den Gemeinderatspräsidenten (SVP) usw. usf. So geht es sonst auf dem Land nur bei Krampus-Umzügen zu. Ein Hauen und Stechen, jeder gegen jeden.
Dann hat sich auch noch eine Gemeinderätin von Rechtsaußen eingemischt, die mit der Stadtregierung überhaupt nichts zu tun hat und den Rücktritt der Vizebürgermeisterin gefordert. Das darf sie als Teil der Opposition natürlich fordern. Noch. Denn im Neuen Jahr ist sie zwar in Meran noch immer in der Opposition, aber ihre Partei in der Landesregierung. Da kann man nicht mehr fordern, was frau will. Da muss man friedlich sein und die Klappe halten. So wie das Ulli Mair jetzt macht. Noch nie habe ich sie so friedlich erlebt wie gerade jetzt im Advent.
Ganz im Gegensatz zum schrecklichen Sven (nicht der aus „Wicki und die starken Männer“, der andere). Er ist beleidigt. Verständlich. Alles, was rechts ist, kommt in die Regierung, und er muss draußen bleiben. Irgendwie unlogisch. Allerdings sind die Südtiroler Kickl-Freunde nicht rechts, sondern Patrioten. Das muss ausdrücklich betont werden. Aber die SVP ist halt der Ansicht, dass ein paar italienische Patrioten und zwei Blaue mehr als genug sind.
Da muss der linke Flügel der SVP gegensteuern. Jawohl, die SVP hat einen linken Flügel. RAI Südtirol hat ihn entdeckt. Damit wir uns nicht fürchten, hat uns die „Tagesschau“ im Advent einmal täglich mit dem Friedensengellächeln der Vorsitzenden des linken Flügels beruhigt. Ein telegener Adventkalender nach dem Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Prinzip. Ein Fensterchen öffnen, und wer lächelt uns entgegen? Magdalena Amhof. Das ist unbefriedigend, wenn man sich Sahra Wagenknecht erwartet hat.