30 Jahre Einsatz für die Musik
Gespräch mit Andreas Cappello, dem Intendanten der „Meraner Musikwochen“
Meraner Stadtanzeiger: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dieses Festival aufzuziehen?
Andreas Cappello: Es war nicht meine Idee. Schon als Klavierstudent habe ich im Jahr 1985 im Winter eine Konzertreihe mit namhaften Pianisten (der erste war Paul Badura-Skoda) ins Leben gerufen. Ein Jahr später beging Meran das Jubiläum „150 Jahre Kurort Meran“ und die Kurverwaltung wollte zu diesem Anlass ein internationales Musikfest veranstalten. Die Idee kam von einem langjährigen Stammgast, Albert Catell, der ein bedeutender Cellist und Dirigent des „New York Chamber-Orchestra“ war. Er lebte in Amerika, kam aber zweimal jährlich nach Meran. Er sollte das Festival organisieren und ich wurde ihm als Assistent zur Seite gestellt. Als er bei seinem Besuch im April noch immer kein Programm vorlegte, wurde alles mir übertragen. Ursprünglich war nur ein einmaliges Fest vorgesehen, aber wegen des großen Erfolges, wohl wegen der bedeutenden Künstler, fand es im nächsten Jahr eine Fortsetzung und der Verein „Meraner Musikwochen“ wurde gegründet. Von Beginn an waren sehr bekannte Interpreten beteiligt. Damals, ohne Internet und Fax, war alles sehr schwierig, vor allem mit den Ostblockstaaten, da ich nur per Telex über die Botschaften verhandeln konnte.
Meraner Stadtanzeiger: Wollten Sie absichtlich die musikalische Vielfalt präsentieren (Schloss Tirol, Orchesterkonzerte, Solisten, Kammermusik, Chorkonzerte) oder hat sich das einfach ergeben?
Andreas Cappello: Am Anfang gab es nur ein Klassikprogramm mit Kammermusik und sinfonischer Musik. Im ersten Jahr spielten wir im Stadttheater, in den nächsten beiden Jahren hatten wir auch den Kongresssaal im alten Kurbad mit 800 Plätzen und erst im Jahr darauf stand der neu renovierte Kursaal zur Verfügung. Nun sollte er aber auch bespielt werden und dazu waren natürlich größere Orchester notwendig. Die Musikwochen sind sozusagen mit dem Publikum gewachsen. Ab 1990 begann die Vielfalt, eigentlich mit Heinrich Schiff, der Nachtkonzerte einführte und ein eigenes Orchester „Pro musicis“ gründete, wo jeder spontan mitspielen durfte, vom Kind bis zu den Großeltern, vom Meraner bis zu den Touristen. Die Besetzung der Instrumente wechselte dauernd und war schon manchmal sehr seltsam, aber es funktionierte zwei Jahre. Nachtkonzerte gab es weiterhin und da war natürlich nichts Klassisches.
Inzwischen gibt es eine eigene Reihe für das Stadttheater, Kammermusik wird im Pavillon des Fleurs gespielt und jetzt gibt es noch den Zyklus „Vox humana“ an verschiedenen Spielstätten.
Ich selbst bin als Jugendlicher von der Pop-Musik ausgehend über verschiedene Stilrichtungen schließlich zur Klassik als Ziel gelangt.
Die Soireen auf Schloss Tirol haben nichts mit den Meraner Musikwochen zu tun und sind auch aus einem Jubiläum – 850 Jahre Schloss Tirol – entstanden. Es gab ursprünglich den Wunsch, im Innenhof mit der Wiener Volksoper Operette aufzuführen. Im Sinne des Jubiläums entschieden wir uns aber für die mittelalterliche Musik, die im Rittersaal ein wunderbares Ambiente und eine ausgezeichnete Akustik vorfand. Die Fackeln waren anfangs eine Notwendigkeit, da es am Schlossweg kein elektrisches Licht gab. Da im Schloss auch keine Bewirtschaftung vorhanden war, mussten wir selbst für Getränke sorgen und so entwickelte sich die Verköstigung nach alten mittelalterlichen Rezepten.
Meraner Stadtanzeiger: Wie lange dauern die Vorbereitungsarbeiten für die Meraner Musikwochen?
Andreas Cappello: Zwei Jahre, aber konkret nur ein Jahr, da das erste Jahr mit Aussortieren vergeht.
Meraner Stadtanzeiger: Ist es sehr aufregend, mit so großen Künstlern zu verhandeln und mit ihnen zu arbeiten oder ist es nach fast drei Jahrzehnten bereits Routine?
Andreas Cappello: Nach 30 Jahren ist schon vieles Routine, weil man die Abläufe kennt. Aber die persönliche Betreuung ist bei einigen Gästen schon eine besondere Herausforderung und da ist es gut, wenn man Vorlieben und Lebensumstände der „Schwierigen“ kennt.
Meraner Stadtanzeiger: Wie viele persönliche Freundschaften sind im Laufe der Zeit entstanden?
Andreas Cappello: Eine intensive Bekanntschaft ist mit so beschäftigten Künstlern natürlich selten möglich, aber es gibt zu vielen immer wieder Kontakt, besonders zu denen, die öfter ganze Projekte leiten. Manche – wie Mischa Maisky – sind immer wieder in Meran zu Gast.