Die Gundelrebe - Heilpflanze und Unkraut
Glechoma hederacea L.
Im Frühling 2020 von Dr. Wilhelm Mair
Die Gundelrebe, auch Gundermann genannt, ist eine mehrjährige und wintergrüne, krautige Pflanze aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Sie kriecht mit Ausläufern bis zu 1 m flach am Boden und bildet in regelmäßigen Abständen wurzelnde Knoten (vegetative Vermehrung). Die Pflanze kann so in kurzer Zeit eine geschlossene Decke bilden. Die vierkantigen, bis etwa 15 cm aufsteigenden Stängel bilden die Blütensprosse. An den Knoten befindet sich meist ein Blätterpaar oder mehrblättrige Rosetten, die auch als Überwinterungsorgane dienen. Die Blätter sind lebhaft grün, herz- bis nierenförmig und am Rande grob gekerbt. In den Blattachseln der Blütensprosse sitzen in Scheinquirlen
2-3(5) nektarbildende Lippenblüten. Diese sind blauviolett und an der Unterlippe purpurn gefleckt. Nach der Blüte entwickeln sich die Klausenfrüchte, die in vier Teilnüsschen mit den Samen zerfallen. Als Zierpflanze wird eine buntblättrige Sorte gezogen (G. hederacea ´Variegata´).
Die Gundelrebe ist ein aromatisch schmeckendes Kraut, das seit vielen Jahren als Vitamin C-reiches Grün in der Küche und auch als Heilkraut genutzt wird. Die Hauptwirkung beruht auf dem Gehalt an Gerbstoffen, Bitterstoffen, organischen Säuren und ätherischem Öl. Geschmack und Geruch werden als herb, harzig-aromatisch beschrieben. Für Südtiroler Bäuerinnen ist die Gundelrebe neben Brennnessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Bärlauch, Brunnenkresse, Vogelmiere, Gänseblümchen und Wegerich ein Bestandteil der „Gründonnerstagssuppe“. Diese Pflanzenart ist seit der Antike auch mit viel Aberglauben verbunden.
Die Pflanze liebt schattige Standorte in Wiesen und Obstgärten, an Weg- und Waldrändern, man findet sie auch an Häusern, Mauern und Zäunen. Im Wildblumenrasen ist sie eine schöne Frühlingsblume mit überreicher Blüte. Sie kann aber im Garten als Rasenunkraut recht lästig werden, weil sie sich schnell mit ihren Ausläufern auf großen Flächen ausbreiten kann. Die Gundelrebe ist in Europa heimisch und ist eines der am häufigsten anzutreffenden Wildkräuter.
Die botanische Bezeichnung Glechoma stammt vom griechischen γλήχων = eine Minzen-Art (Mentha pulegium) und wurde von Linné auf die Gundelrebe übertragen. Die Artbezeichnung hederacea bedeutet efeuartig, wegen der langen Ausläufer. Das althochdeutsche Gund bedeutet Eiter, Geschwür und weist auf die früher gebräuchliche Verwendung als Heilpflanze hin. Gundareba wurden im Althochdeutschen Pflanzen bezeichnet, die nahe am Boden wachsen, was ebenfalls eine Deutung wäre.
Die Gundelrebe wird häufig mit dem ähnlichen blau blühenden Günsel (Ajuga reptans) verwechselt, der am typischen pyramidenartigen Blütenstand zu erkennen ist.